Schon die Maya unterhielten am Standort des heutigen Mérida
eine Siedlung und Zeremonialzentrum mit Tempelpyramiden. Nach dem
Eindringen der Spanier auf der Halbinsel Yucatán, wurden die
Maya-Bauwerke zu einem Kloster und später zur Festung San Benito
umgebaut.
Mérida heute
Mérida, die weisse Stadt, ist die Hauptstadt
des Bundesstaates Yucatán. Die weissgetünchten Häuser und traditionell
weiss gekleidete Einwohner verhalfen der Stadt zu diesem
schmeichelhaften Beinamen. Trotz der Bevölkerungsgrösse von gegen einer
Million, strahlt Mérida eine angenehme Ruhe aus und hat eine gewisse
kleinstädtische Herzlichkeit beibehalten.
Plaza Grande und das Zentrum
Ein kolonialer Charme beherrscht das Zentrum, mit
der Plaza de la Independencia oder auch Plaza Grande genannt, als
Mittelpunkt. Hier wimmelt es nur so von Leuten, welche gemächlich durch
die Alleen der riesigen Lorbeerbäume spazieren, sich auf den Parkbänken
zu eine Schwätzchen treffen oder in den einladenden Cafés einen Kaffee
trinken. In einer täglichen Zeremonie wird die mexikanische Flagge stolz gehisst und abends wieder eingeholt.
Mit den Steinen eines ehemaligen Mayatempels erbauten die Spanier die hübsche, doppeltürmige Kathedrale Catedral de San Ildefonso. An der Westseite der Plaza Grande befindet sich der weisse Palacio Municipal (Rathaus) und nördlich dann der Palacio de Gobierno (Gouverneurspalast) mit seinen sehenswerten Wandgemälden im Innenhof.
Ebenfalls seitlich angeordnet liegt die architektonisch bemerkenswerte
Casa de Montejo, das Haus des Stadtgründers, welches jetzt eine
Bankfiliale beherbergt.
Kulturstadt Mérida
Rund um die Plaza de la Independencia findet jeweils sonntags das kulturelle Strassenfest
"Mérida en Domingo" statt, mit musikalischen sowie weiteren
künstlerischen Darbietungen. An Strassenständen wird feinstes
mexikanisches Essen angeboten, mit den für Yucatán typischen Tamales
(Maisteig mit Füllung, eingewickelt in Pflanzenblätter), Elotes
(Maiskolben) und Churros (längliches, frittiertes Süssgebäck). Einen
guten Ruf geniesst zudem der Karneval von Mérida, welcher im Februar die ganze Stadt in einen Ausnahmezustand katapultiert.
Biosphärenreservat Celestún
Die Hauptattraktion dieser Region am Golf von Mexiko ist das
Naturschutzgebiet "Reserva de la Biósfera Ría Celestún". Das
Biosphärenreservat umfasst Flussmündungen, Lagunen und einen
langgezogener Korridor umgeben von Mangrovenwäldern. Die immergrünen
Pflanzen können sich trotz Salzwasser prächtig entwickeln, da die
Blätter das überschüssige Salz wieder ausscheiden können. Die Büsche und
Bäume sind durch eine stattliche Anzahl Wurzeln verankert und
ineinander geflochten.
Das fragile Ökosystem ist Heimat für eine Vielfalt von Tierarten,
insbesondere Wasservögel, deswegen wurde ein besonderes Augenmerk auf
die Erhaltung dieses Lebensraumes gelegt. In der sumpfigen Lagunen- und
Mangrovenlandschaft wimmelt es von Kormoranen, Pelikanen, Fregattvögel,
Reiher. Dazu die Stars unter der Vogelschaar: die Flamingos.
Bootstour
Das Biosphärenreservat von Celestún erlebt man am besten auf einer etwa zweistündigen Bootstour.
Gleich bei der Brücke, auf der Seite der Ortschaft, befindet sich die
Anlegestelle der Boote. Die Rundfahrt mit unserem Kapitän José ging
zuerst gemütlich dem Ufer entlang, um die verschiedensten Wasservögel
beobachten zu können. Dann holte der Kapitän das Maximum aus seinen
Motoren heraus, um zur "Isla de Pájaros", der Vogelinsel
zu gelangen. Obwohl wir still und leise die letzten Meter heran
glitten, raschelte es plötzlich und Dutzende von Pelikanen erhoben sich
gegen den Himmel. Dann fuhren wir weiter die Flussmündung hoch. Von
weitem erkannten wir eine Art rosaroten Teppich auf dem Wasser, was sich
natürlich als Flamingo-Kolonie herausstellte. Diese waren weniger
heikel und liessen uns in nächster Nähe in unserem Boot schaukeln und
fotografieren, während sie ihre Nahrungssuche fortsetzen.
Rosarote Flamingos
Die beste Reisezeit um Flamingos zu sehen, ist von März bis
September, mit Tausenden der rosaroten Tieren. Doch auch in den anderen
Monaten können durchaus stattliche Flamingo-Kolonien beobachtet werden.
Die tollpatschig und gebrechlich wirkenden Vögel stolzieren im seichten
Wasser umher auf Nahrungssuche. Übrigens ist das Gefieder der Flamingos
ursprünglich weiss. Erst durch die Einnahme von kleinen Krebsen, welche
den Farbstoff Karotinoide enthalten, erhalten die Flamingos die typisch
rosarote Färbung.
Tierwelt Celestún
José erlaubte sich danach ein nicht ungefährliches Manöver.
Er raste mit voller Geschwindigkeit auf das scheinbar undurchdringliche
Mangrovendickicht zu, um dann in letzter Sekunde durch das Herumreissen
des Steuerknüppels in eine Art Tunnel einzubiegen. Sofort wurden die
Motoren wieder gedrosselt und wir glitten gemächlich durch eine
Baumallee. Die Mangrovenbüsche formten ein heilloses Durcheinander von
Wurzeln, Ästen und Wasser. Besonders die Reiher schienen sich hier sehr
wohl zu fühlen. Der eint oder andere Schildkröte rettete sich von ihrem
Sonnenplatz vor uns ins Wasser. Auf tiefliegenden Ästen verharrten drei
junge Krokodile fast unsichtbar, welche wir nur dank Josés aufmerksamen
Augen zu sehen bekamen. Wo wohl die Mutter Krokodil sich herumtrieb? Das
Highlight war dann jedoch ein anderes Reptil: eine Boa sass
zusammengerollt fast in Greifnähe auf einem Baumstamm. José war
sichtlich stolz uns die stattliche Schlange präsentieren zu können, wir
hätten jedoch trotz idealer Sicht fürs Fotografieren gerne etwas mehr
Sicherheitsabstand genommen.
Süsswasserquelle "Ojo de Agua"
Die letzte Station der Bootstour war die Süsswasserquelle
"Ojo de Agua". Aus dem Untergrund blubberte tatsächlich frisches
Quellwasser in eine kleine, glasklare Lagune. José meinte, dies sei
ideal zum Baden. Doch nach der Begegnung mit der Boa und den Krokodilen
liessen wir das bleiben.
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