Das königliche Dampfschiff. Seit 1913
Der wahrscheinlich schönste historische Raddampfer des gesamten Kontinents fährt mit strahlend weißen Markisen, poliertem Messing und reflektierendem Mahagoni sowie mit Teakholz- und Kirschholzbeschlägen über den drittgrößten Binnensee Mitteleuropas. Die Fachpresse hat es als "Europas am besten restauriertes Dampfschiff" bezeichnet und es symbolisiert zweifellos die Handwerkskunst eines längst vergessenen Zeitalters. Jedes Detail zeigt Meisterwerke des Jugendstils. Alles an Bord der Hohentwiel verschmilzt zu einem authentischen Ganzen. Die absolut originalgetreue Restaurierung erinnert an die glorreiche Blütezeit des Dampfschiffs als luxuriöser Raddampfer für gekrönte Staatsoberhäupter.
Am 11. Jänner 1913 lief die Hohentwiel als das siebte Dampfschiff der
Königlich Würtembergischen Staatsbahnen vom Stapel. Benannt nach der
gleichnamigen Festung und dem Vulkankegel Hohentwiel bei Singen,
bediente der Halbsalondampfer ab Mai 1913 vom Heimathafen
Friedrichshafen aus vor allem die Kurse im Bodensee-Längsverkehr. Das
Publikum liebte sie und bald zählte die Hohentwiel zu den prominentesten
Schiffen auf dem Bodensee. Graf Zeppelin feierte auf ihr seinen
Geburtstag und Wilhelm II. von Württemberg lud den König von Sachsen zur
schönen Ausflugsfahrt.
Im zweiten Weltkrieg wurden nur noch wenige Schiffskurse auf dem
Bodensee ab Friedrichshafen aufrechterhalten. In der Nacht des 24. April
1944 wurde Friedrichshafen, der ehemalige Heimathafen der Hohentwiel,
bombardiert und versank in Schutt und Asche. An diesem Tag war die
Hohentwiel gerade im Begriff in Konstanz mit Kurs auf Friedrichshafen
auszulaufen, als sie durch eine Warnung zurückgehalten wurde. Das
Schwesternschiff der Hohentwiel, die Friedrichshafen, wurde in dieser
Nacht komplett zerstört. Am Ende des Krieges gab es nur noch ein
Dampfschiff in Friedrichshafen, die Hohentwiel.
Nach turbulenten Jahrzenten ging sie vor Anker und diente ab 1962 dem
Bregenzer Segelclub als Restaurant und Clubheim. Zu Beginn der achtziger
Jahre schien das Schicksal der Hohentwiel endgültig besiegelt, doch im
letzten Augenblick wurde sie gerettet. Im Jahr 1984 erwarb der Verein
„Internationales–Bodenseeschifffahrtsmuseum e.V.“ den mittlerweile
renovierungsbedürftigen Dampfer. Durch Spenden, den Einsatz zahlreicher
Vereinsmitglieder und freiwilliger Helfer, gelang es Altlandrat Klaus
Henninger aus Lindau und Schiffsingenieur Reinhard e. Kloser, die
Hohentwiel wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen.
Modernste Technik und historische Substanz wurden vereint, jedes Detail
perfekt restauriert. Nach sechs Jahren unermüdlicher Recherche- und
Restaurierungsarbeit, konnte die Hohentwiel am 17. Mai 1990 erneut zur
Jungfernfahrt auslaufen. Wer heute mit der Hohentwiel ausfährt , bewegt
sich in einer anderen Zeit und darf für Stunden dem Rest der Welt
getrost den Rücken kehren. Mit ihren eleganten Linien verkörpert die
Hohentwiel wie kaum ein anderes historisches Schiff die große
funktionale und ästhetische Qualität ihrer Zeit. Beiboote, in
traditioneller Technik aus Mahagoni gefertigt, blank geputzte
Positionslaternen, Bronzereliefs mit dem würtembergischen Wappen, die
erlesene Innenausstattung - alles vermittelt die unvergleichlich
vornehme Atmosphäre der Belle Époque. Man kann sich kaum einen schöneren
Ort wünschen, um das Leben mit Freunden in voller Fahrt zu genießen.