Die Oesterreich wurde 1928 in Dienst gestellt und leitete die Ära der
Motorschiffe am Bodensee ein. Bis heute transportiert das erste große
Motorschiff am Bodensee das Flair und den Luxus der damaligen Epoche.
Der damalige Stolz der österreichischen Flotte trug den Beinamen
„Luxus-Liner“. Wie so viele historische Schiffe, sollte die Oesterreich
2012 verschrottet werden. Mit viel Einsatz wurde das wunderschöne Art
déco-Motorschiff in den vergangenen Jahren wieder instandgesetzt und
wird gemeinsam mit dem historischen Dampfschiff Hohentwiel betrieben.
Aufbruch in ein neues Zeitalter war angesagt, als sie 1928 in Dienst
gestellt wurde. Es war ein Moment des großen Aufatmens. Nach dem ersten
Weltkrieg sehnten sich die Menschen nach Luft, Leben und Schönheit. Der
Achtstundentag und tarifliche Urlaubsregelungen wurden eingeführt. Die
Freizeit wurde demokratisiert. Die luxuriöse Erscheinung der
Oesterreich, begeisterte das erlebnishungrige Publikum von Anfang an.
Im Sommer 1945 nahm die Generaldirektion der österreichischen
Staatseisenbahnen den Betrieb auf, zu welchem nun auch wieder die
österreichischen Schiffe gehörten. Die Oesterreich war nach den
Kriegsjahren fast völlig demoliert. Am 25. Juli 1953 startete das gerade
25 Jahre alte Schiff frisch renoviert und aufgebaut zur zweiten
Jungfernfahrt. Das Schiff wurde völlig verändert und auch am Bug hieß es
von nun an „Österreich“ mit „Ö“.
Ab Herbst 2009 lag die Oesterreich außer Dienst in der Werft in Fußach.
Bei einer großen Inspektion zeigte sich ein niederschmetterndes Bild.
Die gesamte Elektroinstallation hätte erneuert werden müssen, die
Rumpfbleche waren an vielen Stellen zu dünn, die Motoren entsprachen
nicht mehr den gültigen Abgasnormen, der Brandschutz war nicht
gewährleistet. So entschlossen sich die damaligen Eigentümer das Schiff
auszumustern und zu verschrotten. Doch dagegen formierte sich
Widerstand.
Das erste große Motorschiff auf dem Bodensee sollte erhalten werden –
darin war sich eine wachsende Gruppe von Schiffsfreunden einig. Zunächst
wollte man für finanzielle Unterstützung sorgen, damit der Eigentümer
das historische Schiff erhält und renoviert. Diese Versuche waren jedoch
nur von geringem Erfolg gekrönt.
Ideen, die Österreich zu renovieren, hatte es mehrere gegeben. Die einen
wollten ein luxuriöses Hotelschiff daraus machen, auch der Plan eines
Kreuzfahrtschiffes stand im Raum. Das Projekt wurde von rund 25 Personen
unterstützt. 2014 gründete die private Initiative rund um Jürgen
Zimmermann einen Verein – den „Freundeskreis MS OESTERREICH e.V.“
Anfang 2015 wurde an den Verein ein Ultimatum gestellt: Wenn das Schiff
nicht bis 31. März 2015 einen neuen Eigentümer hat, wird es umgehend
verschrottet. Der Verein handelte und erwarb das Schiff um den
symbolischen Betrag von einem Euro.
In einem unglaublichen Kraftakt und unter Beteiligung von unzähligen
Mitstreitern, Privatpersonen und Unternehmen wurde die Oesterreich
innerhalb von drei Jahren wieder in ihren ursprünglichen Zustand von
1928 zurückgebaut, umfassend renoviert und erneuert. So wurde sie nun
auch wintersicher mit allen Annehmlichkeiten der Neuzeit konstruiert und
ausgestattet. Am 18. April 2019 wurde zur dritten Jungfernfahrt
geladen. Die Oesterreich, das erste große Schiff mit Dieselantrieb auf
dem Schwäbischen Meer, glänzt wieder wie damals im Art déco-Stil und
begeistert das Publikum.
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